Michael Schumacher (* 3. Januar 1969 in Hürth-Hermülheim, Nordrhein-Westfalen) ist ein ehemaliger deutscher Automobilrennfahrer.

Schumacher startete von 1991 bis 2012 zu 307 Großen Preisen der Formel-1-Weltmeisterschaft. In dieser hält er einige Bestmarken. Mit sieben Weltmeistertiteln, 91 Siegen, 68 Pole-Positions und 77 schnellsten Rennrunden ist er der erfolgreichste Pilot der Formel-1-Geschichte. Darüber hinaus stand er mit 155 Platzierungen unter den Top drei am häufigsten auf dem Siegerpodest.

Nachdem Schumacher 1990 und 1991 in der Sportwagen-Weltmeisterschaft aktiv war, debütierte er 1991 beim Großen Preis von Belgien für Jordan in der Formel 1. Zum nächsten Rennen wechselte er zu Benetton, wo er bis 1995 blieb. In seiner Zeit bei Benetton gewann Schumacher 1992 in Belgien seinen ersten Grand Prix und wurde 1994 und 1995 Formel-1-Weltmeister. 1996 wechselte er zu Ferrari, wo er bis 2006 aktiv blieb. Schumacher gewann von 2000 bis 2004 fünfmal in Folge die Weltmeisterschaft. Nach einer mehrjährigen Pause kehrte er 2010 für drei Jahre auf Mercedes in die Formel 1 zurück. Seine beste Gesamtplatzierung in diesen drei Jahren war der achte Rang 2011.

Sein Bruder ist Ralf Schumacher, der 1997 bis 2006 gleichzeitig mit ihm in der Formel 1 fuhr
Anfänge im Motorsport

Michael Schumacher wurde am 3. Januar 1969 als erster Sohn des damaligen Kaminmaurers und späteren Pächters einer Kartbahn in Kerpen, Rolf Schumacher und dessen Ehefrau Elisabeth (1948–2003), in Hürth-Hermülheim geboren.
Kartsport

Seinen ersten aktiven Kontakt mit einem Motorfahrzeug hatte Michael Schumacher bereits im Alter von vier Jahren, als sein Vater ihm ein umgebautes Kettcar mit 5-PS-Mofamotor schenkte. In Horrem entstand bald der Kontakt zu dem Kart-Club Rennsportfreunde Wolfgang Graf Berghe von Trips, Go-Kart-Club Horrem e. V. (heute Kart-Club Kerpen-Manheim), woraufhin Vater und Sohn merkten, wo die Defizite des klobigen Eigenbaus lagen. Jene Kartbahn war ab 1964 gebaut und bei ihrer Eröffnung 1965 dem 1961 tödlich verunglückten Formel-1-Fahrer Wolfgang Graf Berghe von Trips gewidmet worden. Sie bot dem Jungen von nun an eine gute Gelegenheit zum Training.

In der Folge versuchte Michael Schumacher noch vorhandene Mängel durch häufiges Üben, insbesondere bei Regen, auszugleichen: „Da war ich meistens allein auf der Strecke, da fiel die Unterlegenheit meines Gefährts nicht so auf. Ganz davon zu schweigen, dass mir das Schleudern und Driften im Regen ganz besonders viel Spaß machte.“[3] Ein Zeitungsartikel würdigte ihn bereits als den wahrscheinlich jüngsten Kartfahrer der Bundesrepublik. Mit fünf Jahren feierte er seinen ersten Sieg; ein Jahr später errang er die erste Clubmeisterschaft gegen zum Teil wesentlich ältere Clubmitglieder. Als der Club von Kerpen-Horrem nach Kerpen-Manheim umzog, traf es sich für die Familie gut, dass ein Platzwart gesucht wurde und sich beiden Elternteilen eine zusätzliche Einnahmequelle bot. Mutter Elisabeth sorgte im späteren Verlauf für die Gastronomie auf der Kartbahn. Da den Eltern dennoch bald das Geld zur Finanzierung des Materials fehlte, sprangen Förderer ein, die Michaels Talent entdeckt hatten. Zunächst war es der Karthändler Gerhard Noack, der ihm das erste regelkonforme Rennkart schenkte und die Siege seines Schützlings als willkommene Werbung sah. Später lieferte Adolf Neubert die Eurokarts, mit denen der Heranwachsende 1985 Junioren-Vize-Weltmeister wurde. 1987 wurde er auch auf Eurokart Deutscher Meister der Klasse A/100 und Europameister A/100.

Bei Kartrennen traf Schumacher schon in jungen Jahren auf einige von jenen, die zukünftig seine Formel-1-Rivalen sein sollten, wie Heinz-Harald Frentzen und Nick Heidfeld aus Mönchengladbach, oder die Finnen Mika Häkkinen und Mika Salo.

Weil die Geldmittel nicht ausreichten, startete Schumacher aus Altersgründen in der Kartszene zunächst längere Zeit mit luxemburgischer Lizenz. Dadurch brauchten keine finanziellen Mittel als Sicherheit zurückgestellt zu werden, und er war bereits mit zwölf Jahren lizenzberechtigt. Außerdem mussten deutlich weniger Rennen zur Aufrechterhaltung der Lizenz bestritten werden. 1982 fand Schumacher den Unternehmer Jürgen Dilk, der Spielautomaten vertrieb, als weiteren Sponsor. 1984 und 1985 gewann er dank dieser Unterstützung die deutsche Juniorenmeisterschaft.
Reynard-F 903-001 von Michael Schumacher, 1990, Essen Motor Show

Auch nach Erreichen höherer Fahrzeugklassen gab Schumacher das Kartfahren nie ganz auf, sondern nahm gelegentlich weiterhin an Kartrennen teil.
Formel König, Formel Ford und Formel 3

Seine Monoposto-Karriere begann Schumacher 1987 in der Formel König. Diesen Schritt ermöglichte ihm erneut Jürgen Dilk, der 16.000 DM pro Saison in Schumachers Karriere investierte. 1988 wurde Schumacher Vizemeister in der Formel Ford und wechselte daraufhin in die Formel 3 zum WTS-Team seines neuen Managers Willi Weber, der nach dem Weggang seines bisherigen Schützlings Joachim Winkelhock in die Formel 1 und in die DTM einen angemessenen Ersatz suchte. Bei der ersten Testfahrt in einem Formel-3-Fahrzeug auf dem Nürburgring gab sich Schumacher ungewohnt hektisch und geriet in der fünften Runde in die Leitplanken. Weber hatte Schumachers Leistungen in der Formel Ford in Erinnerung und gab ihm eine zweite Chance, bei der er mit mehr Konzentration hervorragende Zeiten erzielte. Willi Weber war sich wohl bewusst, dass es Schumacher sowohl an Sponsoren als auch an eigenen finanziellen Mitteln zum Einstieg in die nächsthöhere Formelklasse fehlte. Daher entschloss er sich, ihn selbst zu finanzieren. Im Gegenzug erhielt er einen nur zweiseitigen Managervertrag, der Schumacher zehn Jahre an Weber band und ihm 20 Prozent der Einnahmen des Rennfahrers zusicherte.[4] Später prägte Weber das Bonmot von der „Lotterie Schumacher“, in der damals nur einer ein Los gekauft habe, und derjenige sei er selbst gewesen.[5] In der Formel 3 belegte Schumacher 1989 punktgleich mit Heinz-Harald Frentzen Rang zwei, hinter Meister Karl Wendlinger aus Österreich.
Sportwagen-Prototypen und DTM-Intermezzo
Michael Schumacher DTM
Nation Deutschland Deutschland
Erstes Rennen Norisring 1991
Letztes Rennen Diepholz 1991
Teams (Hersteller)
1991 Mercedes-Benz
Statistik
Rennen Siege Poles SR
4 – – –
Podien –
Gesamtsiege –
Punkte –

Für 1990 erhielt Schumacher einen Vertrag vom Mercedes-Junior-Team, das auf Sportwagen des Schweizers Peter Sauber Langstreckenrennen unter anderem in Le Mans bestritt. Zu seinen jungen Kollegen gehörten Heinz-Harald Frentzen und Karl Wendlinger. Betreut wurden die Junioren von Rennleiter Jochen Neerpasch und früheren Formel-1-Fahrern wie Jochen Mass.

Die „jungen Wilden“ fuhren sogenannte „Sportprototypen“. Diese Autos hatten eine Leistung von etwa 920 PS und waren so schnell wie damalige Formel-1-Wagen. Schumacher, Frentzen und Wendlinger waren schon versierte Rennfahrer mit langjähriger Rennerfahrung, als sie in die Formel 1 wechselten. Nennenswerte Leistungsunterschiede waren bei den dreien während ihrer gemeinsamen Zeit auf identischen Wagen kaum festzustellen. Das Gesamtklassement der Sportwagen-Weltmeisterschaft 1990 schloss Schumacher punktgleich mit Wendlinger als Fünftplatzierter ab, während seine Teamkameraden Jean-Louis Schlesser und Mauro Baldi Weltmeister wurden mit 1,5 Punkten Vorsprung vor Jochen Mass auf Platz drei. Frentzen wurde Sechzehnter. Im Folgejahr wurde Schumacher bei der Sportwagen-Weltmeisterschaft 1991 – wiederum punktgleich mit Wendlinger – Neunter im Gesamtklassement hinter Schlesser und Maas auf Platz sieben.[6]

Parallel zum Sportwagenengagement errang Schumacher 1990 die deutsche Meisterschaft in der Formel 3 und gewann – trotz einer Kollision im zweiten Lauf mit Mika Häkkinen – zudem das internationale Rennen in Macao.

Der Sportwagennachwuchs durfte am Saisonfinale der DTM auf dem Hockenheimring teilnehmen, wo es um die Meisterschaftsentscheidung zwischen Fahrern der Marken Mercedes, BMW und Audi ging, die jeweils Gaststarter zur Unterstützung ihrer Titelfavoriten mitbrachten. Schumacher kollidierte in der ersten Kurve mit dem BMW des Tabellenführers Johnny Cecotto.
Gastspiel in der japanischen Formel 3000 und Einstieg in die Formel 1

Jochen Neerpasch ermöglichte Schumacher im Sommer 1991 ein Gastspiel in der japanischen Formel 3000, der sogenannten Formel Nippon, beim Suntory Team Le Mans auf einem Ralt RT23-Mugen MF308. Dabei bewies Schumacher durch ein gutes Rennen in Sugo, das er mit einem zweiten Platz hinter dem US-Amerikaner Ross Cheever, (dem jüngeren Bruder Eddie Cheevers), abschloss, seine Flexibilität und sein Vermögen, sich auch auf unbekannte Strecken kurzfristig einzustellen. Weder Schumacher noch Weber setzten jedoch auf die Formel 3000 als Zwischenschritt zur Formel-1-Karriere, da sich erfahrungsgemäß nur für die ersten beiden Top-Piloten das Tor zur Formel 1 eventuell öffnete. Schumacher fuhr bereits damals mit seinem späteren Teamkollegen Johnny Herbert in einem Team und gegen spätere Fahrerkollegen wie Ukyō Katayama, der in der Saison 1991 die japanische Formel-3000-Meisterschaft gewann, sowie gegen Eddie Irvine. Schumacher selbst hielt es für sicherer, den Einstieg über den noch zögernden Mercedes-Konzern zu suchen, während Weber Chancen für ein Formel-3000-Cockpit für 1992 erkundete. Es ergab sich jedoch eine andere Alternative.[7]
Michael Schumacher im Jordan 191

Dank einer Bürgschaft von Mercedes konnte Schumacher bei Testfahrten in Silverstone seine Eignung als Formel-1-Fahrer unter Beweis stellen.

1991 verbüßte Jordans Stammfahrer Bertrand Gachot eine Gefängnisstrafe, weil er einen englischen Taxifahrer im Streit um die Höhe der Rechnung mit Reizgas besprüht hatte. Schumacher sollte Gachot in Spa-Francorchamps ersetzen. Obwohl er dort noch nie gefahren war, versicherte sein Manager Willi Weber Teamchef Eddie Jordan, Schumacher kenne den anspruchsvollen Kurs dank der Nähe seines Heimatortes Kerpen.[8] Erst 2005 gestand Jordan, dass Schumacher damals gar nicht seine erste Wahl gewesen sei – dies wäre eigentlich Stefan Johansson gewesen –, sondern dass die finanzielle Mitgift des Deutschen den Ausschlag gegeben habe.

Schumacher fuhr den Ardennenkurs vor dem Training mit einem Fahrrad ab, und Willi Weber und er übernachteten in der Jugendherberge von Spa. Im Qualifying wurde Schumacher zum Erstaunen der Fachwelt Siebter, fiel aber im Rennen schon 500 Meter nach dem Start mit Kupplungsschaden an fünfter Stelle liegend aus, nachdem er zwei Kontrahenten bereits vor der ersten Kurve überholt hatte.[9] Rückblickend betrachtete Schumacher das kurzzeitige Erfolgserlebnis als jenen Moment, an dem er bemerkt habe, dass ihm auch das Überholen von Spitzenfahrern wie Senna und Piquet leichter gelingt als gedacht.[10] Besonders die Ingenieure von Jordan waren überrascht von Schumachers Courage und Fahrzeugbeherrschung: Die Telemetriedaten bewiesen, dass er die schwierige Bergaufkurve Eau Rouge mit voller Geschwindigkeit gefahren war, ohne vom Gas zu gehen. Bereits im Training hatte er keinen Respekt vor großen Namen und Alain Prost ungeduldig angezeigt, ihn vorbeizulassen, da er sich von ihm aufgehalten fühlte.[
Ära Benetton (1991–1995)
Der Wechsel von Jordan zu Benetton

Nach nur einem Rennen verließ Schumacher das Jordan-Team. Der anschließende Wechsel zu Benetton war auf ein Zusammenspiel mehrerer Akteure zurückzuführen. Einerseits war Jordans Angebot für ein weiteres Engagement Schumachers unattraktiv: Eddie Jordan hatte Schumacher einen Vertrag mit dreijähriger Laufzeit angeboten und verlangte dafür von Mercedes jährliche Zahlungen in Höhe von 3,5 Millionen Dollar, ohne Schumacher regelmäßige Renneinsätze zu garantieren. Andererseits intervenierte Bernie Ecclestone nach dem Rennen in Spa zu Schumachers Gunsten. Ecclestone war an einer Stärkung der Formel 1 auf dem deutschen Markt interessiert und sah in Schumacher einen Fahrer, der dazu beitragen könnte. Bei dem etablierten Team Benetton, das 1991 zu den vier Topteams gehörte, waren aus Ecclestones Sicht Schumachers Chancen für eine erfolgreiche Entwicklung größer als bei Jordan. Da er zudem mit dem Benetton-Mitbesitzer Tom Walkinshaw in freundschaftlicher Beziehung stand, wies Bernie Ecclestone Benetton unmittelbar nach dem Rennen in Spa auf die Verfügbarkeit Schumachers hin und empfahl die Aufnahme von Vertragsverhandlungen. Benetton zögerte zunächst, Schumacher zu verpflichten, folgte letztlich aber Ecclestones Empfehlung.

Schumacher selbst beschrieb es rückblickend als „komisches Gefühl“, jenes Team, das ihm die Chance für den Einstieg in die Formel 1 gegeben habe, nach nur einem Rennen bereits zu verlassen, begründete den Wechsel aber mit den besseren sportlichen Aussichten bei Benetton
1991 bis 1993
Benetton B191 beim Goodwood Festival of Speed, 2006

Der Wechsel Schumachers zu Benetton wurde von mehreren Gerichtsverfahren begleitet. Vor dem Großen Preis von Italien meldeten sowohl Jordan als auch Benetton ein Auto für Michael Schumacher. Jordan beantragte bei einem Londoner Gericht eine einstweilige Verfügung, mit der Schumacher zum Verbleib im Team veranlasst werden sollte. Gleichzeitig erwirkte Benettons zweiter Fahrer Roberto Moreno vor einem Mailänder Gericht eine Entscheidung, die es Benetton verbot, das zweite Auto an Schumacher zu geben. Die Lage klärte sich erst acht Stunden vor Beginn des freien Trainings: Jordans Antrag wurde abgelehnt, und Roberto Moreno verzichtete, nachdem er eine Abfindung von Benetton erhalten hatte, auf die Durchsetzung der ihn begünstigenden Entscheidung.[14] Moreno übernahm das zweite Cockpit bei Jordan, während Schumacher bei Benetton Teamkollege des dreimaligen Formel-1-Weltmeisters Nelson Piquet wurde.

In Monza wurde Schumacher Fünfter und errang seine ersten beiden WM-Punkte. Er beendete den Grand Prix vor seinem Teamkollegen Piquet. In den folgenden Rennen schlug Schumacher seinen Teamkollegen – mit einer Ausnahme – immer im Qualifying. Im Endklassement der Weltmeisterschaft belegte Schumacher den 14. Platz. Allerdings zeigte er sich im Nachhinein überrascht, da der Benetton B191 sich im direkten Vergleich mit dem Jordan als das deutlich schwieriger abzustimmende und zu fahrende Fahrzeug erwies: „Das Auto sprang bei Unebenheiten, und die Traktion war schrecklich, was vor allem an den Reifen [von Pirelli] lag.“[15]

In der Formel-1-Saison 1992 fuhr Schumacher direkt zu Beginn mit dem dritten Platz in Mexiko seinen ersten Podiumsplatz ein. Er gewann ein Jahr nach seinem Debüt in Spa-Francorchamps dank geschickter Boxentaktik bei wechselhaftem Wetter und wurde damit dritter deutscher Formel-1-Sieger nach Wolfgang Graf Berghe von Trips (1961) und Jochen Mass (1975) (Anm.: Jochen Rindt war zwar deutscher Staatsbürger, startete allerdings mit österreichischer Rennlizenz und galt nach FIA-Reglement als Österreicher). Nigel Mansell wurde im Williams überlegen Weltmeister und wechselte in die USA zur Champ-Car-Serie. Michael Schumacher beendete seine erste komplette Saison überraschend hinter den Williams-Piloten Nigel Mansell und Riccardo Patrese auf dem dritten Platz der Fahrerwertung.

In der Saison 1993 bestätigte Schumacher seine bisherigen Leistungen, kam diesmal mit einem Sieg in Estoril auf Platz vier in der Weltmeisterschaft und musste den Titel des besten Nicht-Williams-Piloten an Ayrton Senna abtreten, der Vize-Weltmeister hinter Alain Prost im Williams wurde. Prost beendete mit Saisonschluss seine Karriere.
1994 (Erster Weltmeistertitel)
Benetton-Ford B194, mit dem Michael Schumacher 1994 Weltmeister wurde

Für die Saison 1994 wurden einige Regeln geändert. Die Elektronikhilfen wie ABS, Vierradlenkung und das aktive Fahrwerk wurden untersagt, dagegen Tankstopps erlaubt. Benetton gelang die Anpassung an die neuen Bedingungen sehr gut. Die Gestaltung des B194 mit der „höheren“ Nase war schon von seinen Vorgängern B192 und B193 bekannt und wurde – entgegen dem allgemeinen Trend – beibehalten. Es erwies sich als richtungsweisend, da es der Luft eine bessere Anströmung des Diffusors am Heck ermöglichte. Von den führenden Teams probierte 1994 lediglich Ferrari ebenfalls diese Lösung aus. Die Grundidee der hohen Nase stammte aber aus dem Jahr 1990, als das Tyrrell-Team diese Form erstmals präsentierte.

Das Jahr begann für Schumacher erfolgreich mit zwei überlegenen Siegen. In Interlagos hatte er – außer Senna vor dessen Ausfall – schon alle Fahrer überrundet. Dabei hatte Schumacher zum ersten Mal seine Stärke der – von der britischen Fachpresse so genannten – „Sprints“ gezeigt. Die kurzen bzw. taktischen Sprints sollten eines seiner Markenzeichen werden. Schumacher gewann auch den Großen Preis des Pazifik auf dem Tanaka International Circuit in Aida, während Senna bereits kurz nach dem Start ausschied.

Beim dritten Rennen, dem Großen Preis von San Marino in Imola (Italien), kam es im Freitagstraining zu einem schweren Unfall von Rubens Barrichello und einen Tag später im Qualifying zum tödlichen Unfall von Roland Ratzenberger. Im Rennen selbst verunglückte Ayrton Senna. In der Tamburellokurve kam er von der Rennpiste ab und zog sich dabei tödliche Kopfverletzungen zu. Nach Sennas Tod schien es zunächst so, als ob Schumacher den Titel 1994 ohne große Konkurrenz einfahren könne. Bei Williams stieg der zuvor als zweiter Fahrer gehandelte Damon Hill zur Nummer 1 auf. Für Senna rückte zunächst David Coulthard und im späteren Saisonverlauf für vier Rennen Nigel Mansell ins Team.

Bis zum Grand Prix im englischen Silverstone dominierte Schumacher die Saison. Bemerkenswert war sein zweiter Platz in Barcelona, bei dem er mehr als die Hälfte des Rennens nur den fünften Gang zur Verfügung hatte. Das Rennen in Silverstone markierte den Auftakt zu verschiedenen Skandalen und Anschuldigungen gegen Schumacher und Benetton: Zunächst wurde Schumacher während des Rennens disqualifiziert, durfte dann aber doch zu Ende fahren. Der zweite Platz wurde ihm später wieder aberkannt. Zusätzlich wurde eine Sperre von zwei Rennen ausgesprochen, durch die er schließlich – trotz einer Berufungsverhandlung – die beiden Grand Prix von Portugal und Italien verpasste. Dazu kam eine Disqualifikation in Spa, als Schumachers Holzplatte am Unterboden nicht regelkonform war. Sie war wahrscheinlich über das erlaubte Maß hinaus abgefahren worden.

In der Motorsport-Fachpresse hielt sich der Vorwurf, die FIA hätte den WM-Kampf künstlich spannend halten wollen. „Haltlose Manipulationsvorwürfe und üble Nachrede anderer Rennställe vergiften Mitte des Jahres das sportliche Klima in der Formel 1 nachhaltig.“[16] In den Schlagzeilen der Boulevard-Presse war vom „Schummel-Schumi“ die Rede. Schumacher wurde für mehrere Rennen gesperrt.

In seiner Abwesenheit gewann Hill in Portugal und Italien und die schon sicher geglaubte Weltmeisterschaft war wieder offen. Schumacher gewann den Großen Preis von Europa in Jerez, doch Hill konterte und siegte im vorletzten Rennen in Suzuka nach hartem Kampf gegen Schumacher. Beim letzten Rennen in Australien verließ Schumacher in Führung liegend nach einem Fahrfehler die Strecke und touchierte eine Mauer. Er lenkte seinen Wagen bei vermindertem Tempo zurück auf die Strecke, wo Hill ihn gleich zu überholen versuchte. Die beiden Fahrzeuge kollidierten, Hill und Schumacher fielen aus. Schumacher reichte sein Punktvorsprung zum Gewinn der Weltmeisterschaft. Damit war Schumacher zum ersten Mal – und gleichzeitig als erster Deutscher – Formel-1-Weltmeister.

Schumacher gewann in dieser Saison acht Rennen und belegte zweimal den zweiten Platz, wobei er nur an 14 der 16 Rennen teilnahm und davon zwölf gewertet wurden (ein Sieg [Spa] sowie ein zweiter Platz [Silverstone] wurden aberkannt). Der Titel blieb für die Presse deshalb ohne echten Glanz. Ferner hafteten dem Titel wiederkehrende Betrugsvorwürfe gegen Schumacher und sein Benetton-Team an. Solche, die man im komplexen System der Bordsoftware hätte orten können, wurden von den Technikern der FIA aber nicht gefunden, sodass es zu keinerlei Sanktionen gegen Schumacher oder Benetton kam.[17]

Bereits während der Saison legte Manager Willi Weber den Grundstein für Schumachers späteren Wechsel zu Ferrari. Schon 1993 hatte Weber durch eine Indiskretion davon erfahren, dass Riccardo Patrese mehr als Michael Schumacher verdiente, obwohl eine Klausel im gemeinsamen Vertrag dies ausschloss. Als Benetton mitten in den oben genannten Betrugsvorwürfen steckte, gelang es Weber mit Hinweis auf die Vertragsverletzung, den für seinen Schützling ungünstig langen Dreijahresvertrag mit dem Team Benetton auf die Hälfte zu verkürzen und gleichzeitig Schumachers Bezüge zu verdoppeln.[18]
1995 (2. WM-Titel)
Benetton B195 beim Goodwood Festival of Speed, 2006

Zur Saison 1995 bekam auch Benetton die starken V10-Motoren von Renault. Damit herrschte auf Motorenseite zwischen Williams und Benetton Gleichstand.

Der Start in die Saison lief für Schumacher nicht so glatt wie im Vorjahr. Der Benetton B195 war deutlich schwieriger abzustimmen als das Vorgängermodell und reagierte äußerst nervös auf Setup-Veränderungen, besonders bei Einstellung der Bodenfreiheit. Dieses mussten beide Piloten mehrfach zu ihrem Leidwesen durch Unfälle erfahren.[19] Zwar gewann Schumacher das Auftaktrennen, die beiden nächsten Rennen gingen jedoch an Hill, der damit auch erstmals die Führung in der WM-Wertung übernahm. Auf dem neu gestalteten Kurs von Imola hatte Schumacher einen schweren Unfall, den er glücklicherweise unverletzt überstand. Ab jetzt wendete sich das Blatt wieder zugunsten des Kerpeners. Er dominierte die meisten Rennen, wurde in Kanada durch einen Elektronikdefekt gestoppt und in Silverstone und Monza im Zweikampf mit Hill von der Bahn gedrängt.

Höhepunkte aus Schumachers Sicht waren bis dahin der erste Sieg seiner Karriere auf dem Hockenheimring, der Sieg im Regenrennen von Spa, als er von Position 16 aus startend mit Slicks bei wechselnden Bedingungen, den mit Regenreifen hinter ihm fahrenden Hill entscheidend aufhalten konnte. Und schließlich der Sieg auf dem Nürburgring, als er zwei Runden vor Schluss Jean Alesi überholte. Hier kam es zu einer versöhnlichen Geste vom im Rennen ausgefallenen Damon Hill, als er Schumacher – sportlich fair – vom Streckenrand aus applaudierte. Die Saison wurde abgerundet mit dem Gewinn der zweiten Fahrer-Weltmeisterschaft für Schumacher und dem Konstrukteurs-Titel für Benetton.
Ära Ferrari (1996–2006)
Michael Schumacher auf dem Hockenheimring

Auf Drängen von Berater Niki Lauda suchte das Team von Ferrari, das nun unter der Leitung von Jean Todt stand, einen geeigneten Fahrer. Schumacher war der einzige noch aktive Formel-1-Weltmeister, zudem hatte Benetton seit der Verpflichtung Schumachers einen rasanten Aufstieg hinter sich gebracht, den man sich auch bei Ferrari mit Schumachers Verpflichtung versprach. Der italienische Traditionsrennstall war in den letzten Jahren technisch und organisatorisch zurückgeblieben, da unter anderem ein zwar starker, aber schwerer V12-Motor mit hohem Kraftstoffverbrauch verwendet wurde. Ferrari hatte seit Jody Scheckter 1979 keine Fahrerweltmeisterschaft gewonnen. Die in Schumacher gesetzten Hoffnungen waren besonders bei den italienischen Medien und den „Tifosi“ hoch. Gianni Agnelli, der Fiat- und Ferrari-Chef, wurde mit den Worten zitiert: „Wenn Ferrari mit Michael Schumacher nicht Weltmeister wird, dann werden wir es nie mehr.“
1996
Ferrari F310 nach der Chassis-Retusche

Für die Saison 1996 entwickelte Ferrari mit dem P46 einen Zehnzylinder-Motor, und verzichtete auf den Zwölfzylinder, mit dem das Team seit der Saison 1989 angetreten war. Die kompaktere Bauweise versprach eine strömungsgünstigere Gestaltung der Karosserie. Der Motor wurde dank der Erfahrung eines japanischen Honda-Ingenieurs so entwickelt, dass sich der vermeintliche Erfahrungsrückstand im Einsatz eines Zehnzylinders nicht nachteilig bemerkbar machte.[20] Als großer Schwachpunkt erwies sich das Monocoque-Chassis des einstigen Star-Designers John Barnard, eine fehlerhafte Windkanal-Kalibrierung sowie die auf England (Chassis) und Italien (Gesamtpaket) verteilten Strukturen. Barnard gab dem Ferrari – neben einer tiefen Nase – aus Sicherheitsaspekten breite Cockpit-Seitenwülste, die sich aerodynamisch jedoch nachteilig auswirkten. Außerdem wurden die Lufthutze und die Seitenkästen nicht optimal angeströmt, sodass der Fahrer auf den langen Geraden der meisten Rennstrecken den Kopf zur Seite neigen musste, um ein besseres Anströmen der Airbox zu ermöglichen. Für eine Chassis-Retouche wurde Gustav Brunner verpflichtet. Der Monoposto wurde nach dem Großen Preis von Spanien mit einer „hohen Nase“ eingesetzt, um die Anströmung des Unterbodens zu verbessern. Erst nach der Saison äußerte Schumacher, dass ihn allein der „Anblick dieses Bremsfallschirms“, wie er die Seitenwülste nannte, abgestoßen habe.

Beim Saisonstart in Australien versagten Schumacher die Bremsen, in Argentinien brach der Heckflügel und in San Marino eine Bremsscheibe. Dennoch gelang Schumacher im Regenrennen von Barcelona ein überraschender Sieg, bei dem er, von Position drei gestartet, trotz eines gebrochenen Auspuffs und einer defekten Zylinderbank überlegen gewann. Dieser Sieg, den er auch einer konsequenten Regenabstimmung zu verdanken hatte, löste große Euphorie beim Team und den Fans aus. Allerdings kehrte recht schnell wieder Ernüchterung ein, als klar wurde, dass der Wagen auf trockener Piste nicht siegfähig war. Es gab immer wieder Rückschläge, teilweise peinliche technische Schwierigkeiten und Unzuverlässigkeiten; der Begriff „Pfennigartikel“ machte die Runde, weil oft Kleinteile kaputt gingen. So fiel Schumacher in Frankreich schon in der Einführungsrunde aus und in Großbritannien versagte die Hydraulik. Doch auch Schumacher machte Fehler, startete etwa in Monaco von der Pole-Position und rutschte gegen eine Mauer, weil die Curbs vom Regen noch feucht waren, was für ihn das Ende des Rennens in der ersten Runde bedeutete. Schumacher konnte das Rennen in Belgien auf trockener Piste für sich entscheiden. Schon zwei Wochen später folgte beim Großen Preis von Italien der nächste, aber auch letzte Sieg der Saison.

Damon Hill wurde vor dem aufstrebenden Formel-1-Neuling Jacques Villeneuve (beide Williams-Renault) Weltmeister. Schumacher beendete die Saison auf Platz drei mit drei Saisonsiegen, was für Ferrari die beste Saison seit 1990 darstellte.
1997
Michael Schumacher, Ferrari F310 B, Hockenheim, 1997

1997 wechselten auf Schumachers Wunsch Renn-Ingenieur Ross Brawn und Konstrukteur Rory Byrne zu Ferrari. Der Ferrari F310B war deutlich konkurrenzfähiger als das Vorjahresmodell. Jacques Villeneuve ging als Favorit in die Saison, sein Williams FW19 war das beste Auto und sein neuer Teamkollege Heinz-Harald Frentzen war ihm unterlegen. Schumacher gewann im Saisonverlauf fünf Rennen. Den für den Kampf um den Weltmeistertitel wichtigsten Sieg fuhr er in Japan ein, als er mithilfe seines Teamkollegen Eddie Irvine, der aus seiner Zeit in Japan den Kurs bestens kannte, Villeneuve hinter sich halten konnte. Vor dem letzten Rennen, dem Großen Preis von Europa führte Schumacher die Weltmeisterschaft an. Villeneuve drohte dort sogar eine Sperre, da er in Japan trotz gelber Flaggen überholt hatte. Die FIA entschied jedoch, dass Villeneuve am Rennen teilnehmen durfte. Im Qualifying erreichten mit Villeneuve, Schumacher und Frentzen gleich drei Piloten auf die Tausendstelsekunde genau dieselbe Zeit. Sie starteten in dieser Reihenfolge, da bei Zeitgleichheit die Reihenfolge der erzielten Zeit maßgebend ist. Nachdem Schumacher über die Hälfte des Rennens geführt hatte, wurde er ohne ersichtlichen Grund wesentlich langsamer und Villeneuve konnte aufschließen. Als er zum Überholen ansetzte, kam es zur Kollision, wie bereits 1994 zwischen Schumacher und Hill. Während damals die Schuldfrage nicht klar war, so gab es dieses Mal wenig Zweifel, dass Schumacher den Zusammenstoß provoziert hatte. Im Gegensatz zu Hill 1994 konnte Villeneuve jedoch das Rennen fortsetzen und beendete es hinter den McLaren-Mercedes als Dritter, was genügte, um Weltmeister zu werden. Schumacher schied nach der Kollision aus. Er wurde durch ein Urteil der FIA wegen Unsportlichkeit aus der WM-Wertung ausgeschlossen. Heinz-Harald Frentzen wurde Vize-Weltmeister. In der Konstrukteurswertung wurden die von Schumacher erzielten Punkte jedoch nicht aberkannt, sodass Ferrari Platz zwei belegte.[21]
1998

Ab dem Jahr 1998 galten neue Regeln. Die Autos durften nur noch maximal 180 cm statt zuvor 200 cm breit sein und mussten Rillenreifen anstelle der sonst im Rennsport üblichen profillosen Slicks haben. Das Team McLaren-Mercedes sowie dessen Reifenlieferant Bridgestone kamen mit den Änderungen auf Anhieb gut zurecht. Hinzu kam, dass der im August 1997 von Williams zu McLaren gewechselte Designer Adrian Newey nun großen Einfluss auf die Konstruktion des Autos nahm. Mika Häkkinen entwickelte sich schnell zum Titelaspiranten, nachdem er die ersten beiden Rennen überlegen gewonnen hatte. Schumacher gewann das dritte Saisonrennen in Argentinien knapp. Es entwickelte sich ein packender Zweikampf über die weitere Saison. Einen unrühmlichen Höhepunkt bildete dabei das Rennen in Belgien, bei dem Häkkinen bereits ausgeschieden war und der deutlich führende Schumacher zum Überrunden des zweiten McLaren von David Coulthard ansetzte. Dabei kam es zu einer Kollision. Auf nur noch drei Rädern steuerte Schumacher die Box an, um nun total außer sich zur McLaren-Box zu eilen. Nur mit Mühe konnten die herbeigeeilten Mechaniker Schumacher beruhigen und Handgreiflichkeiten verhindern. Der Schotte beteuerte anschließend mehrfach, den Unfall nicht mit Absicht herbeigeführt zu haben. Schumacher akzeptierte dann auch später Coulthards einsichtige Entschuldigung.

Drei Rennen vor Ende der Saison schien es, als könne Häkkinen die WM für sich entscheiden. Doch Schumacher gewann in Italien, während Häkkinen wegen technischer Probleme nicht über den vierten Rang hinauskam, und hielt so die Meisterschaft weiter offen. Häkkinen konnte zwei Wochen später den Großen Preis von Europa gewinnen. Damit musste Schumacher für das letzte Rennen auf die Hilfe seines Teamkollegen Eddie Irvine hoffen, da Häkkinen bei einem Sieg Schumachers höchstens Dritter werden durfte. Am Start starb Schumachers Wagen, auf der Pole-Position stehend, der Motor ab. Nach dem Neustart arbeitete er sich von Platz 22 auf Platz 3 vor, bevor ihn ein Reifenschaden endgültig um alle Siegchancen brachte. Häkkinen gewann das Rennen und damit seine erste Formel-1-Weltmeisterschaft.

Schumacher errang insgesamt sechs Siege und wurde Vizeweltmeister.
1999

1999 war der Technologievorsprung von McLaren-Mercedes nahezu aufgebraucht. Ferrari schien streckenabhängig mindestens ebenbürtig zu sein. Schumacher konnte von den ersten sieben Rennen in San Marino und Monaco gewinnen, während Häkkinen drei Siege (Brasilien, Spanien und Kanada) verbuchen konnte. Schumacher lag vor dem Großen Preis von Großbritannien acht Punkte hinter Häkkinen. Kurz nach dem Start versagten seine Bremsen und er schlug laut Telemetriedaten mit 107 km/h in einem Reifenstapel ein. Die Folge war ein Bruch des rechten Unterschenkels. Schumacher musste für sechs Rennen aussetzen, die WM war für ihn damit verloren.

Die Stimmen, die Schumacher aufforderten, so schnell wie möglich zurückzukommen, wurden gegen Ende der Saison immer lauter. Zwei Rennen vor Saisonende gab Schumacher sein Comeback. Auf dem neuen Kurs in Malaysia war er überlegen. Er überließ im Rennen Irvine den Sieg und belegte selbst Rang zwei. Die beiden Ferrari-Piloten wurden nach dem Rennen zunächst wegen nicht regelkonformer Windleitbleche disqualifiziert. Am grünen Tisch wurde die Disqualifikation aber zurückgenommen. Beim Saisonfinale in Japan siegte Mika Häkkinen aus eigener Kraft und wurde Weltmeister. Ferrari konnte sich nach 16 Jahren erstmals wieder die Konstrukteursmeisterschaft sichern.
2000 (3. WM-Titel)

In der Saison 1999 wechselte auch Ferrari zu Bridgestone. Der japanische Reifenhersteller entwickelte ab der Saison 2000 die Pneus nach zwei WM-Titeln von McLaren nun auch mit Ferrari, was die Kräfteverhältnisse entscheidend beeinflusste. Wie schon 1999 schienen Ferrari und McLaren gleich stark zu sein. Dieses Mal hatte Schumacher den besseren Start. Er gewann die ersten drei Rennen, obwohl Häkkinen jeweils die Pole-Position erobern konnte. Mitte der Saison schlug McLaren zurück und konnte mit David Coulthard Rennen aus eigener Kraft gewinnen. Die Saison steuerte dann auf ihre Höhepunkte zu: Zuerst kam es zum Duell Häkkinen gegen Schumacher in Belgien. Häkkinen verfolgte Schumacher rundenlang, ohne entscheidend angreifen zu können. Erst bei der Überrundung von Ricardo Zonta konnte er seinen Geschwindigkeitsüberschuss bei mehr als 300 km/h ausspielen, weil dieser ihm die Innenspur überließ. Er überholte Schumacher und baute mit seinem Sieg den knappen Vorsprung in der WM auf sechs Punkte vor Schumacher aus. Dieser antwortete beim Großen Preis von Italien in einem erneut sehr engen Rennen mit dem 41. Sieg seiner Karriere. Bei der folgenden Pressekonferenz weinte er, nachdem er darauf angesprochen wurde, dass er damit Sennas persönlichen Rekord eingestellt habe. Diese Regung wurde besonders von der italienischen Presse und den Tifosi als eine allzu menschliche Reaktion des sonst so cool und unemotional wirkenden Schumachers bewertet und brachte ihm eine bis dahin nicht gekannte Sympathie ein.

Die restlichen drei Rennen (USA, Japan und Malaysia) gewann Schumacher. Er sicherte sich bereits im vorletzten Rennen der Saison den ersten Fahrertitel für Ferrari seit Jody Scheckter 1979. Der Konstrukteurs-WM-Titel wurde mit dem Sieg Schumachers beim Saisonfinale verteidigt. Sein Teamkollege Rubens Barrichello gewann in Deutschland sein erstes Rennen – dies war zugleich der erste Sieg eines Brasilianers seit Sennas Tod.

In Italien und Deutschland herrschte nach diesem Titelgewinn eine Art Volksfeststimmung. Der sonst eher kühl wirkende Schumacher reagierte ausgesprochen emotional, was den Druck, der auf ihm über vier Jahre lastete, erahnen ließ.
2001 (4. WM-Titel)

Die Saison 2001 begann für Schumacher im Training zum Großen Preis von Australien mit einem schweren Unfall, als in der Marina-Kurve das Hecks seines Wagens bei 280 km/h ausbrach und er sich daraufhin im Kiesbett zweimal überschlug, um wieder auf eigenen Rädern zum Stehen zu kommen. Schumacher blieb unverletzt, konnte sich jedoch über seinen späteren Sieg nicht freuen, da ein Streckenposten – von einem bei einer Kollision zwischen den Fahrzeugen seines Bruders Ralf und Villeneuves gelösten Rad – erschlagen wurde. Das Regenrennen in Malaysia gewann Schumacher überlegen, auch wenn er sich nach einer ungewohnten Strategiepanne seines Teams beim Boxenstopp, 72 Sekunden hinter dem Wagen seines Teamkollegen Barrichello, anstellen musste. Obwohl sich mit Blick auf die Weltmeisterschaft ab Mitte der Saison eine Überlegenheit des Ferrari-Teams abzeichnete, waren die einzelnen Grand Prix dennoch spannend. Schumacher war fünf Rennen vor Saisonende uneinholbar und gewann seinen vierten WM-Titel vor David Coulthard im McLaren-Mercedes und seinem Teamkollegen Rubens Barrichello. Beim Großen Preis von Belgien stellte er den Rekord von Alain Prost mit 51 Siegen ein. Ferrari ging beim letzten Rennen mit einem komplett überarbeiteten Fahrzeug an den Start, um Aerodynamikteile für die nächste Saison zu erproben.[22]
2002 (5. WM-Titel)
Michael Schumacher, 2002

Die Formel-1-Saison 2002 dominierte Ferrari deutlich mit mehreren Doppelsiegen. Nachdem Barrichello per Teamorder Schumacher beim Grand Prix von Österreich vorbei lassen musste, obwohl Barrichello beinahe das gesamte Rennen in Führung gelegen hatte, wurde die Siegerehrung unter Pfiffen des Publikums abgehalten. Auf dem Podest drängte Schumacher beschämt Barrichello auf die oberste Stufe des Siegerpodestes und verbeugte sich vor ihm. Teamchef Todt rechtfertigte seine Anweisung: „In der Vergangenheit haben wir dreimal in Folge im letzten Rennen die Fahrer-WM verloren, und wir wissen, dass wir starke Gegner haben. Deshalb müssen wir aus jeder Situation das Meiste rausholen.“[23]

Vor der Pressekonferenz fing Todt seine Piloten ein und legte sie darauf fest, dass es eine Teamentscheidung gewesen sei und sie nicht für sich selbst fahren könnten. Schumacher selbst hatte kein Verständnis für diese Teamentscheidung.[24]

Die Presse prangerte den Vorfall als Skandal an. Ferrari wurde zu einer Geldstrafe von einer Million US-Dollar verurteilt – allerdings nicht für die Teamorder, da es dafür keine rechtliche Handhabe gab, sondern für die Geste Schumachers auf dem Podium, als er Barrichello auf den ersten Rang schob, als „ungebührliches Verhalten bei einer Siegerehrung“.

Auch gab es mehr unfreiwillig einen weiteren, merkwürdigen Beigeschmack dieser Saison. Im missglückten Versuch, ein Fotofinish und damit den knappsten Zieleinlauf aller Zeiten zu konstruieren, ging beim Großen Preis der USA in Indianapolis der führende Schumacher auf der Zielgerade vom Gas – und ließ den bis dahin zweitplatzierten Barrichello im Windschatten passieren. Schumacher äußerte im Interview, dass er mit diesem zweiten Platz gut leben könne: Jetzt seien sie quitt für das Geschehen in Österreich.[25]
Schumacher überholt den in diesem Rennen bis dahin in Führung liegenden Räikkönen beim Großen Preis von Frankreich und sichert sich damit vorzeitig den WM-Titel.

Schumacher errang seinen fünften Titel bereits sechs Rennen vor Saisonende beim Großen Preis von Frankreich in Magny Cours. In 17 Rennen fuhr er jedes Mal aufs Podium, erzielte elf Siege, fünf zweite Plätze und wurde einmal Dritter. Auf den Drittplatzierten Juan Pablo Montoya hatte er bereits einen Vorsprung von 94 Punkten. Kein anderer Fahrer wurde schon so früh in der Saison Weltmeister. Damit war der Rekord von Juan Manuel Fangio eingestellt, der seine fünf WM-Titel jedoch innerhalb von nur sieben Jahren und mit vier verschiedenen Fabrikaten erzielte, wobei er fast die Hälfte seiner Rennen gewann.
2003 (6. WM-Titel)

Mit Regeländerung bei Punktevergabe und Qualifikation wurde versucht, die Formel 1 spannender zu gestalten. Dabei wurde unter anderem auch der zweite Platz, mit einem geringeren Punkteabstand von nun nur zwei Zählern zum Erstplatzierten, deutlich aufgewertet.

Die Saison 2003 begann für Schumacher mit Fahrfehlern, einer Startpanne und einem Totalausfall beim regenreichen Rennen in Sao Paulo, so dass er nach drei Rennen in der Meisterschaft bereits 18 Punkte Rückstand auf Kimi Räikkönen hatte. Darüber hinaus erwies sich die Entscheidung Ferraris, das neue Modell F-2003 GA erst zum vierten Rennen in Imola einzusetzen, im Rückblick als Hypothek. Bei diesem Rennen wurden Schumacher und sein Bruder durch den Krebstod ihrer Mutter Elisabeth auf eine harte Probe gestellt. Michael Schumacher gewann den Grand Prix und vergoss mit Trauerflor am Arm und gesenktem Kopf Tränen auf dem Siegerpodest. Beim Großen Preis von Österreich ließ sich Schumacher selbst durch ein Feuer beim Boxenstopp – verursacht durch eine defekte Tankdichtung – nicht aus der Ruhe bringen und gewann auch dort. Mit einem weiteren Sieg in Kanada führte er nun mit 54 zu 51 Punkten gegen den Räikkönen.

Beim folgenden Rennen, dem Großen Preis von Europa geriet Schumacher nach einer Berührung mit Montoya ins Kiesbett. Streckenposten schoben ihn wieder auf die Strecke und ermöglichten ihm so indirekt den fünften Platz und vier WM-Punkte, die sich später als wichtig erwiesen. Beim Rennen in Ungarn waren die Ferrari nicht gewohnt konkurrenzfähig, Schumacher wurde auf dem achten Platz liegend von Fernando Alonso überrundet. Die beiden folgenden Rennen in den USA und in Italien konnte Schumacher zwar gewinnen, aber der Saisonabschluss wurde unfreiwillig zur „Zitterpartie“.

Im letzten Saisonrennen sollte ein einziger WM-Punkt zur sechsten Weltmeisterschaft reichen. Schumacher erzielte im Qualifikationstraining nur den 14. Startplatz, während Konkurrent Räikkönen vom achten Platz aus startete. Schumacher selbst musste auf einen Sieg Barrichellos hoffen, doch er tat sich ungewöhnlich schwer, da er an einer nicht auskurierten Erkältung litt. Nach einem Fahrfehler kollidierte er mit Takuma Satō, fiel erneut zurück, kämpfte sich wieder heran und rettete sich mit einem Bremsplatten als Achter ins Ziel. Mit dem Gewinn des Titels wurde Schumacher zum erfolgreichsten Formel-1-Fahrer der Geschichte. Schumacher selbst bekundete danach: „Die meisten meiner Titel habe ich mit Siegen geholt, heute sitze ich hier und habe die WM mit einem 8. Platz gewonnen, dem einen Punkt, der noch nötig war. Deshalb habe ich etwas gemischte Gefühle. […] Wenn man sieht, was in Hockenheim und Budapest passiert ist, da hatten uns viele Leute schon abgeschrieben.“[26]
2004 (7. WM-Titel)
Michael Schumacher 2004 in Indianapolis

Die Saison 2004 begann für Michael Schumacher am 7. März in Australien mit einem ungefährdeten Start-Ziel-Sieg vor Teamkollege Barrichello. Für den Großen Preis von Frankreich setzte Schumacher erstmals in der Formel-1-Geschichte auf eine geplante Vier-Stopp-Strategie und gewann. Beim 14. Rennen der Saison in Belgien wurde er durch einen zweiten Platz hinter Kimi Räikkönen in Ferraris 700. Grand Prix vorzeitig zum siebten Mal Weltmeister. Michael Schumacher gewann 13 von 18 Rennen, Ferrari gewann erneut die Konstrukteursmeisterschaft, die sechste in Folge.
2005
Grand Prix der USA 2005

Die Saison 2005 sollte sich für Schumacher als eine der schwersten Herausforderungen seit dem Wechsel zu Ferrari 1996 erweisen. Hatte Ferrari bis dahin sowohl in Goodyear-Zeiten als auch in der Phase, als das Team zu dem japanischen Hersteller Bridgestone wechselte, nach Auffassung einiger Experten und insbesondere seiner Gegner es stets verstanden, seine Wünsche nach besonderen Reifen-Mischungen und -Formaten durchzusetzen, so stellte sich der langjährige Vorteil nun als Nachteil heraus. Nach dem Wechsel des Sauber-Teams ins Lager der Michelin-Rennställe, waren die „Roten“ aus Maranello das einzige Spitzenteam, das die Hauptlast der Reifentests zu tragen hatte. Die beiden kleinen Privatteams Jordan und Minardi konnten dabei keine Rolle spielen, da für sie zusätzliche Reifentests finanziell nicht tragbar waren.
Grand Prix Deutschland in Hockenheim 2005

Nach dem neuen Reglement musste ein Rennreifen sowohl das Qualifying als auch das gesamte Rennen halten. Ein Reifenwechsel war nur in Ausnahmefällen erlaubt, wodurch die zuvor bewährten Taktikszenarien, in denen Teams die Konkurrenz in den Vorjahren oft mit ungewöhnlich kurzen oder langen Turns düpiert hatte, entfielen. Außerdem zeichnete sich im Konstrukteursbüro die seit drei Jahren vorgezeichnete Generationsablösung ab. Waren die Ferrari-Fahrzeuge zuvor in erster Linie von Rory Byrne entwickelt worden, so zeichnete sich für den F2005 Aldo Costa verantwortlich, der früher bei Minardi gearbeitet hatte. Bis zur Saisonmitte konnte der Ferrari F2005 die an ihn gestellten hohen Erwartungen nicht mehr erfüllen. Wie man bei Bridgestone nach den ersten beiden Rennen zugab, hatte man bei der Entwicklung zu konservativ gedacht. Für eine schnelle Runde kamen die Reifen nicht auf die nötige Temperatur, um ausreichend Grip zu produzieren. Damit waren vordere Startplatzierungen meist unmöglich, auch wenn sich die Ferrari-Piloten im Rennverlauf oft steigern konnten.

Nach einem Zwischenhoch in San Marino, wo er nach einer Aufholjagd vom 13. Startplatz erst durch den Führenden, Fernando Alonso, gestoppt wurde, setzte bald schon wieder die Ernüchterung ein. Ein weiterer zweiter Platz beim Grand Prix in Kanada, bei dem Schumacher mit einem zweiten Rang im Training bereits diese Schwäche abgelegt zu haben schien, wurde erst durch einige Ausfälle der Konkurrenz ermöglicht. Erst im neunten WM-Lauf in Indianapolis erzielte er in einem einsamen Rennen gegen nur fünf Gegner, seinen ersten Saison-Sieg. Der Rest des Feldes nahm wegen einer Absage der von Michelin bereiften Teams nicht am Rennen teil, da Michelin Reifenschäden befürchtete und ihnen die Teilnahme aus Sicherheitsgründen wie auch aus Angst vor den in USA üblichen Regressforderungen untersagt hatte. In Frankreich wurde er Dritter, bekannte aber nach dem Rennen, sich mehr ausgerechnet zu haben.

Ein sechster Platz in Großbritannien führte bei Teamchef Jean Todt der Presse gegenüber zu der verkündeten Erkenntnis, dass an eine erfolgreiche Titelverteidigung nicht mehr zu denken sei. Zu groß sei der Entwicklungsvorsprung der anderen Teams, und es seien nicht nur die Reifen, welche die mangelnde Performance der Scuderia Ferrari im Moment zu verantworten hätten. Beim Großen Preis von Deutschland in Hockenheim reichte es im Qualifikationstraining auch nur zum fünften Startplatz. Nach einem guten Start lag Schumacher längere Zeit auf dem dritten Platz und dank des Ausfalls von Kimi Räikkönen zwischenzeitlich sogar auf dem zweiten Rang. Er musste aber Position um Position aufgeben, weil der Grip seiner Reifen im Verlauf des Rennens erkennbar abbaute, sodass er von Juan Pablo Montoya, Jenson Button und Giancarlo Fisichella bis auf den fünften Platz „durchgereicht“ wurde.

Das Rennen in Ungarn begann für Schumacher zunächst positiv, als er im Qualifying etwas überraschend die Pole-Position erzielte. Im ersten Renndrittel konnte Schumacher die Pace mitbestimmen, um dann im restlichen Rennverlauf doch erneut ein Nachlassen der Reifen bemerken zu müssen. Er beendete das Rennen auf dem zweiten Rang hinter Kimi Räikkönen. Mit weiteren mäßigen Ergebnissen stand bald fest, dass die Titelverteidigung nun auch rein rechnerisch nicht mehr möglich war.

Weltmeister wurde Fernando Alonso, der sich seinen ersten WM-Titel sicherte und gleichzeitig zum jüngsten Formel-1-Weltmeister der Geschichte wurde. Die „Ära Schumacher“ (2000 bis 2004) fand damit nach fünf Weltmeistertiteln in Folge ein vorläufiges Ende.
2006
Schumacher beim GP von Kanada, 2006

Die erneuten Regeländerungen (unter anderem eine Beschränkung auf V8-Motoren, die Wiedereinführung der Reifenwechsel und ein geänderter Qualifikationsmodus) schienen 2006 die Nachteile, die Ferrari in der vorangegangenen Saison hatte, zu verringern oder sogar aufzuheben. Damit war die Konkurrenzfähigkeit gegenüber Renault wieder hergestellt, deren stabile und schnelle Performance über alle Rennen ein großer Vorteil war.

Zum ersten WM-Lauf der neuen Saison erreichte Schumacher in Bahrain einen weiteren neuen Rekord, als er mit seiner 65. Pole-Position zu Ayrton Senna aufschloss. Allerdings ist diese Statistik umstritten und im Prinzip – da ohne objektive Vergleichbarkeit – beendet, weil die Regelmodi zum Erreichen der Pole-Position seit dem Tode Sennas – jedoch nicht aus diesem Grund – einige Male geändert wurden (beispielsweise Einzelfahrt-Qualifikation anstatt Qualifikation Jeder gegen Jeden zur selben Zeit auf der Strecke, Rennstart ohne Nachtanken, Rennstart auf den Qualifikationsreifen, usw.). Damit hatten plötzlich renntaktisch bedingte Erwägungen aus genannten Gründen im Qualifying die Priorität. Im Rennen selbst sicherte sich Schumacher dann hinter dem amtierenden Weltmeister Fernando Alonso den zweiten Platz.

Beim zweiten Rennen in Malaysia wurde Schumacher Sechster. Etwas überraschend gewann Fisichella im Renault. Das dritte Rennen in Australien konnte er – nach einem durch einen Fahrfehler selbst verursachten Unfall, als es ihm in der letzten Kurve nicht gelang Button zu passieren – nicht beenden. Es gewann erneut Alonso.

Beim vierten Saisonlauf, dem Großen Preis von San Marino, sicherte sich Schumacher am 22. April seine 66. Pole-Position und gewann am folgenden Tag auch nach einem packenden Rennen. Es war nach dem umstrittenen Grand Prix in Indianapolis 2005 der erste Sieg für Ferrari. Fernando Alonso sicherte sich in San Marino Rang zwei vor Juan Pablo Montoya.

Am 7. Mai startete Schumacher auf dem Nürburgring vom zweiten Platz aus hinter Alonso in den Großen Preis von Europa. Schumacher war in der Lage, Alonso bei dessen zweitem Boxenstopp zu überholen und den ersten Rang bis zum Ende des Rennens zu halten. Den dritten Platz erkämpfte sich Schumachers neuer Teamkollege Felipe Massa. Der Reifenhersteller Michelin gab nach dem Rennen bekannt, dass er die Asphaltverhältnisse falsch eingeschätzt hatte und die Michelin-Teams nicht mit optimalen Reifen versorgen konnte. Dadurch hätten McLaren und Renault bis zu einer halben Sekunde pro Runde verloren.

Am 14. Mai 2006, beim Heim-GP von Alonso in Barcelona, siegte dieser überlegen vor Schumacher.

Beim Großen Preis von Monaco wurde Schumacher nach der Rascasse-Affäre von der Pole ans Ende des Starterfeldes strafversetzt und wurde Fünfter.

Beim folgenden Rennen in Silverstone musste Schumacher – trotz guter Zeiten bei zwischenzeitlichen Testfahrten in Barcelona – anerkennen, dass der Renault auf die Renndistanz gesehen immer noch das schnellere Fahrzeug war. Ein zweiter Rang vor dem im Qualifikationstraining noch vor ihm liegenden Räikkönen, den er nur durch eine bessere Renntaktik beim zweiten Boxenstopp überholen konnte, bedeutete eine Schadensbegrenzung hinter dem Sieger Alonso, der damit seinen dritten Triumph hintereinander feiern durfte.

Da Alonso beim GP der USA mit Schwierigkeiten zu kämpfen hatte, gelang Schumacher der Hattrick aus Pole-Position, Rennsieg und schnellster Runde. Der zweite Platz von Massa war positiv für die Konstrukteurs-WM, bedeutete aber noch keine Wende in den Kräfteverhältnissen. Allerdings verringerte sich der Abstand in der Fahrertabelle auf 19 Punkte.

Beim Großen Preis von Frankreich am 16. Juli konnte Michael Schumacher den Abstand in der Weltmeisterschaft durch einen Sieg vor Alonso um zwei Punkte auf diesen verkürzen.

Mit seinem vierten Sieg auf dem Hockenheimring verkürzte Schumacher den Abstand zu Alonso auf nun insgesamt elf Punkte, da der Spanier hier abgeschlagener Fünfter wurde. Nach diesem Rennen war es Schumacher rechnerisch wieder möglich, die Fahrer-WM aus eigener Kraft zu gewinnen.

Alonso-Verfolger Schumacher musste beim chaotischen Regenrennen am 6. August 2006 auf dem Hungaroring in Budapest drei Runden vor Schluss mit einer gebrochenen Spurstange aufgeben. „Das ist bei dem Zusammenstoß mit Nick Heidfeld passiert“, schilderte Schumacher die Schlüsselszene auf dem Hungaroring. „Aber man kann ihm keinen Vorwurf machen.“ Für den am Ende auf Platz acht gewerteten Ferrari-Fahrer gab es noch einen WM-Punkt, nachdem der zuvor siebtplatzierte BMW-Sauber-Pilot Robert Kubica wegen Untergewicht seines Wagens aus der Wertung genommen wurde.[27]

Beim Rennen am 27. August in Istanbul musste sich Schumacher mit Platz Drei hinter Teamkollege Felipe Massa und Weltmeister Fernando Alonso begnügen. Der Grund dafür war, dass während der Safety-Car-Phase Schumacher gleichzeitig mit dem in Führung liegenden Massa in die Box kam und Schumacher hinter ihm stehend darauf warten musste, dass dieser den Serviceplatz für ihn frei machte. Ein Ausrutscher im zweiten Stint kosteten ihm dann auch noch rund 4,5 Sekunden Zeit.

Michael Schumacher gewann am 10. September den Großen Preis von Italien in Monza. Der Vorsprung des amtierenden Weltmeisters Alonso lag zu diesem Zeitpunkt nur noch bei zwei Punkten. In der Konstrukteurs-Weltmeisterschaft konnte das Team von Ferrari Renault überholen und lag mit 168 Punkten drei Zähler vor den Franzosen.

Nach dem Sieg beim Großen Preis von China am 1. Oktober 2006 in Shanghai zog Michael Schumacher mit dem amtierenden Weltmeister punktemäßig gleich und hatte zwei Rennen vor Ende der Saison wieder gute Aussichten, seine Karriere mit einem Weltmeisterschafts-Titel zu beenden. Er führte nun – da er ein Rennen mehr gewonnen hatte –in der Gesamtwertung mit 7:6.

Im darauf folgenden Großen Preis von Japan fiel Schumacher in der 37. Runde in Führung liegend mit einem Motorschaden aus. Alonso gewann das Rennen und hatte im vorletzten Lauf einen 10-Punkte-Vorsprung auf Schumacher. Der Titelgewinn war für Schumacher nur noch mit einem Sieg im letzten Rennen in Brasilien möglich, sofern Alonso keine Punkte holen würde. Er selbst räumte sich dabei allenfalls theoretische Siegchancen ein: „Ich baue meine Hoffnungen nicht darauf auf, dass ein anderer ausfällt. […] Ich bin hier, um ein gutes Rennen zu fahren und ich will das Rennen gewinnen. Wir können nur unser Maximum geben, das Rennen als Erster und Zweiter beenden und dann müssen wir sehen, was die anderen machen, ob es für uns reicht, die Konstrukteurswertung zu gewinnen oder nicht.“[28]

Ungenügender Benzindruck führte dazu, dass er sich beim Grand Prix von Brasilien nur für den zehnten Startplatz qualifizierte.[29] Während der Aufholjagd auf die Spitze überholte er in den ersten Runden des Rennens einige Fahrer, fiel aber nach einer Reifenpanne, die er bei einem Überholmanöver gegen Giancarlo Fisichella an dessen Frontflügel erlittenen hatte, zwischenzeitlich auf den letzten Rang zurück. Dennoch kämpfte er sich kontinuierlich, mit der letzten schnellen Rennrunde seiner bis zu dem Zeitpunkt laufenden Karriere, bis auf den vierten Rang vor. Nach rundenlangem Zweikampf überholte er auch Kimi Räikkönen. Alonso beendete hinter Schumachers Teamkollege Massa das Rennen als Zweitplatzierter und gewann dadurch die Weltmeisterschaft sowie dessen Team Renault die Konstrukteurswertung. Schumacher war mit dem Ausgang des Rennens zufrieden: „Diese Rad-an-Rad-Zweikämpfe sind das Hoch der Formel 1, speziell wenn der Weg nach vorne geht, wenn man so ein gutes Auto hat, die Gegner im Griff hat und entsprechend angreifen kann. Meistens wünscht man sich, dass das Rennen irgendwann vorbei ist, aber heute hätte ich mir gewünscht, dass es noch ein bisschen länger geht.“[30]

Auf die Frage, ob es zu diesem Zeitpunkt schon konkrete Zukunftspläne gäbe, verneinte er entschieden. Trotz der WM-Niederlage feierten Fans dieses letzte Rennen Schumachers als einen würdigen Abschied aus der Formel 1.[31]
Rücktritt als aktiver Fahrer
Michael Schumacher (2007)

Über einen Rücktritt Schumachers spekulierten die Medien erstmals, nachdem er die Fahrerweltmeisterschaft 2004 gewonnen hatte. Er selbst dementierte jedoch stets. 2006 zögerte der Rekordweltmeister noch mit einem solchen Dementi und es wurde erneut und umso heftiger spekuliert. Ferrari betonte die Freiheit seines Fahrers und dass er über seine Karriere selbst entscheiden könne. Schumacher wollte sich jedoch, um sich auf die anstehenden Rennen der Saison 2006 konzentrieren zu können, nicht mit dem Thema befassen. Auf Druck von Ferrari-Präsident Luca Cordero di Montezemolo war Schumacher gezwungen worden, bis zum Großen Preis von Italien in Monza seine Entscheidung bekannt zu geben.[32] In den folgenden Monaten entstand ein heftiger internationaler Medienrummel, der beim Großen Preis von Italien in Monza wichtiger als das Rennen selbst zu sein schien.

Michael Schumacher gab am 10. September 2006, nach seinem 90. Grand-Prix-Sieg, bei der Post-Race-Pressekonferenz in Monza verabredungsgemäß bekannt, seine Karriere am Ende der Saison beenden zu wollen. Ferrari hatte dies unmittelbar nach Rennende um 15:17 Uhr per Pressemitteilung vermeldet. Als Motiv gab Schumacher an, dass er zum einen zwar im Moment noch bei sich die notwendige Energie und Motivation entdecke, um auf einem von ihm vertretbaren Niveau zu fahren, für die nächsten Jahre könne er aber nicht mit Sicherheit davon ausgehen. Zum anderen wolle er nach der Verpflichtung von Kimi Räikkönen nicht seinem derzeitigen Teamkollegen Felipe Massa die Karriere zerstören.[33]

Schon im September äußerte der erklärte „Schumacher-Fan“, Williams Teamchef Frank Williams, dass er die Entscheidung des deutschen Rennfahrers absolut nachvollziehen könne. Wenn er sich in dessen Haut versetze und vergegenwärtige, wie viele Hochgeschwindigkeitsunfälle er gehabt und überlebt habe, sei es der richtige Zeitpunkt zum Rücktritt.[34]

Sein letztes Formel-1-Rennen für Ferrari beendete Schumacher am 22. Oktober 2006 in São Paulo mit dem vierten Platz.

Bereits im Vorfeld der Veröffentlichung seiner durch ihn autorisierten Kurzbiografie stellten sich durch Vorabveröffentlichungen in der Fachpresse neue beziehungsweise detaillierte Motive für seinen Rücktritt dar. Schumacher benannte gesundheitliche Probleme, die er besonders in der Saison 2005 gehabt habe. Ein längeres Training sei nur mit verstärkten Schmerzen im Nacken und in den Armen einhergegangen, was ihm zumindest das Testen zum Graus machte. Während des Rennens habe ihn dies jedoch nicht behindert. Er selbst führte die Schmerzen auf die zu erwartenden Verschleißerscheinungen nach mehr als 20 Jahren Motorsport zurück. Auch dies sei für ihn ein Zeichen gewesen, mit dem aktiven Rennsport aufzuhören.[35]

Gerade bei Testfahrten sei ihm bewusst geworden, dass er im Prinzip die Stunden bis zum Ende seiner Laufbahn heruntergezählt habe. Er habe sich dabei immer mehr in den Kreis seiner Familie gewünscht. Ein Comeback schloss Schumacher aus: „Die Formel 1 verändert sich ständig: die Technik, die Motoren, die Regeln, die Pisten. Wenn du einmal raus bist, bist du raus.“[36]

Von auto motor und sport-Redakteur Michael Schmidt wurde der ehemalige Ferrari-Pilot Jean Alesi gefragt, ob es seiner Meinung nach der richtige Zeitpunkt für Schumacher zum Rücktritt gewesen sei. Daraufhin antwortete Alesi: „Es war der perfekte Zeitpunkt, auch wenn viele nach dem letzten Rennen sagen, er hätte noch ewig weiterfahren können. Es gab zuletzt immer mehr Leute, die beim geringsten Fehler gesagt haben, er sei zu alt. Michael verdient das nicht. Bevor er sich so kritisieren lassen muss, hört er besser auf.“[37]
Als Berater und Testfahrer unter Ferrari, 2007–2009

Ab Ende Dezember 2006 hatte Schumacher bei Ferrari eine neue Stelle als Talent-Scout für den Kartsport, um dort schon frühzeitig vielversprechende Fahrtalente zu sichten. Laut Jean Todt empfahl Schumacher ihm, lange bevor Kimi Räikkönen bei Sauber seinen Einstieg in der Formel 1 feierte, den Finnen als einen seiner möglichen Nachfolger.[38] Darüber hinaus arbeitete Schumacher die Rennstrategie mit aus und beriet die zukünftige Teamorganisation. Nach Angaben von Luca Cordero di Montezemolo soll Schumacher ein eigenes Büro in Maranello bekommen und mit allen Freiheiten ausgestattet werden: „Er kann kommen, wann immer er will.“

Ferrari-Sportdirektor Stefano Domenicali sah Schumacher in Zukunft aktiv in die Saisonrennen involviert als Berater beider Piloten: „Michael wird die Entscheidungen mittragen, die Fahrer und die technischen Entwicklungen beobachten“. Ob er dies bei den Besprechungen vor Ort oder über Videokonferenz mache, sei ihm überlassen; vom Erfahrungsschatz des siebenfachen Weltmeisters könnten alle profitieren.[39]
Testfahrten 2007
Schumacher im November 2007

Nach der Ankündigung Ferraris, Schumacher wegen der kommenden Abschaffung der Traktionskontrolle als Fahrer mit großem Erfahrungsschatz zu reaktivieren, damit er Räikkönen und Massa beraten könne, bestritt Schumacher am 13. und 14. November 2007 auf dem Circuit de Catalunya Testfahrten für Ferrari. Dabei hinterließ er einen mehr als guten Eindruck und fuhr an beiden Testtagen jeweils die Tagesbestzeit, wobei er auch Ferrari-Testfahrer Luca Badoer am ersten und am zweiten Tag Felipe Massa recht deutlich hinter sich ließ. Dies strafte zahlreiche Kritiker Lügen, unter anderem Niki Lauda, der den Schumacher-Test im Vorlauf für einen „Werbegag“ hielt[40]. Die Testresultate sorgten auch deshalb für Verwunderung, weil er das Duell gegen den Stammfahrer Massa für sich entschied. Hinterher erklärte Schumacher, dass er unter anderem auch zugesagt habe, weil er wissen wollte, ob er bis dahin schon „eingerostet“ sei. Dennoch beharrte er nach aufkommenden Spekulationen über ein Comeback darauf, dass es keine Pläne dafür gebe. Manager Weber verwies zudem auf den bestehenden Vertrag mit Ferrari als Testgrund.[41] In einem Interview bei Johannes B. Kerner (im Januar 2009) gab Schumacher zu, kurzzeitig wieder an ein Comeback gedacht zu haben, da er gemerkt habe, dass er noch in der Lage gewesen sei, sehr gute Rundenzeiten im Vergleich zu den jüngeren und etablierten Stammpiloten zu absolvieren. Diese Aussage lässt auf die Ergebnisse der Wintertestfahrten 2007 schließen.
Testfahrten 2008

Im April 2008 kam Michael Schumacher bei Testfahrten in Barcelona für Ferrari erneut zum Einsatz, um Entwicklungsarbeit im Bereich der Reifen und Aerodynamik zu leisten.[42]
Geplantes Formel-1-Comeback 2009

Nach dem schweren Unfall seines Teamkollegen Felipe Massa beim Qualifying für den Großen Preis von Ungarn kündigte Michael Schumacher zunächst seine Rückkehr in die Formel 1 an. „Obwohl das Thema Formel 1 für mich seit langem und komplett abgeschlossen war, kann ich aus Verbundenheit zum Team diese unglückliche Situation nicht ignorieren. Als Wettkämpfer, der ich nun mal bin, freue ich mich aber auch auf diese Herausforderung“, schrieb Schumacher auf seiner Internetseite.[43]

Gesundheitliche Probleme nach einem Motorrad-Unfall im Februar 2009 machten Schumachers Pläne aber zunichte, weshalb er am 11. August 2009 erklären ließ, nicht als Ersatzmann für Felipe Massa einzuspringen.[44]
Schumacher verlässt Ferrari

Am 18. Dezember 2009 gab Ferrari-Präsident Luca Cordero di Montezemolo bekannt, dass Michael Schumacher die Scuderia Ferrari um eine Freigabe aus seinem Beratervertrag gebeten habe. „Er sagte mir, dass es eine sehr, sehr, sehr große Wahrscheinlichkeit gibt, dass er 2010 bei Mercedes GP erneut in der Formel 1 fahren werde. Es ist noch nicht zu 100 Prozent entschieden, aber das hat er mir Mittwoch Vormittag gesagt.“[45]
Comeback bei Mercedes (2010–2012)
Michael Schumacher im Mercedes MGP W01 beim Großen Preis von Kanada 2010

Nach langen Spekulationen gab Schumacher am 23. Dezember 2009 sein Comeback in der Formel 1 bekannt.[1] 2010 startete er an der Seite von Nico Rosberg für Mercedes Grand Prix, der Vertrag wurde zunächst für drei Jahre geschlossen.[46] Am 25. Januar 2010 wurde das neue Mercedes-Team in Stuttgart vorgestellt.
2010

Beim Saisonauftakt in Bahrain beendete er nach dreijähriger Pause sein erstes Rennen auf dem sechsten Platz. Nachdem er in den ersten vier Rennen immer hinter Rosberg ins Ziel kam, war Schumacher beim Europaauftakt in Spanien, den er als Vierter beendete, erstmals vor Rosberg. Aufmerksamkeit erhielt Schumacher, als er Weltmeister Button nach einem Überholmanöver über die Hälfte des Rennens hinter sich halten konnte. Eine Woche später beim Großen Preis von Monaco sorgte er für Aufregung, weil er den vor ihm fahrenden Alonso in der letzten Kurve, nach einer Safety-Car-Phase, überholt hatte. Schumacher erhielt für sein Vergehen eine Durchfahrtsstrafe, die aber, weil das Rennen nun beendet war, in eine 20-Sekunden-Strafe umgewandelt wurde. Er fiel dadurch vom sechsten auf den zwölften Platz zurück und erhielt mit dieser Platzierung keine WM-Punkte. Pikanterweise war bei diesem Rennen sein ehemaliger Rivale Damon Hill als einer von vier Rennkommissaren tätig.[47] Nach der Verwirrung über die Auslegung des Reglements, ob Schumacher während oder nach der Safety-Car-Phase überholte, kündigte die FIA eine Vereinfachung in diesem Punkt an. Im weiteren Verlauf der Saison erzielte Schumacher noch zwei weitere vierte Plätze, bessere Platzierungen blieben ihm verwehrt. Für weitere Schlagzeilen sorgte ein Positionskampf mit seinem ehemaligen Ferrari-Teamkollegen Barrichello beim Großen Preis von Ungarn. Schumacher drückte den inzwischen für Williams fahrenden Brasilianer beinahe gegen die Boxenmauer und wurde anschließend von den Rennkommissaren mit einer Rückversetzung um zehn Plätze beim nächsten Rennen bestraft.[48] Das teaminterne Duell verlor Schumacher mit 72 zu 142 Punkten gegen Rosberg und Beschreibung

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